Seit vergangenem Samstag steht der neue Geländewagen Kodiaq bei den Skoda-Händlern. Wir hatten jetzt die Gelegenheit, die Top-Version inklusive fast vollständiger Ausstattung unter die Lupe zu nehmen. Dabei gab es viel Licht und nur wenig Schatten zu entdecken
Skoda hat der großen Schwester VW aktuell etwas voraus. Während der neue Tiguan Allspace derzeit seine Premiere in Genf erlebt und erst ab dem Sommer erhältlich ist, wird der Kodiaq bereits ausgeliefert. Für uns ergab sich jetzt die Gelegenheit zu einer Testfahrt, bei der Stadtverkehr, Autobahn und kurvige Landstraße gleichermaßen unter die Räder genommen wurde. Hier die Eindrücke.
Erster Eindruck, Karosserie und Platzangebot:
Die erste Begegnung ist ein wenig zwiespältig. Einerseits hat man ein ziemlich großes Auto vor sich, andererseits fragt man sich schon ein wenig, wo eigentlich der Platz für bis zu sieben Personen plus Gepäck sein soll. Immerhin hat es Skoda geschafft, das Volumen halbwegs elegant zu verpacken, denn von der erschlagenden Wuchtigkeit eines nur 35 cm längeren Audi Q7 ist jedenfalls nur wenig zu spüren. Bei der Gestaltung wurden diverse Elemente neuerer Modelle wie dem Superb übernommen, was unter anderem an der aufgesetzten Motorhaube, den Scheinwerfern und den charakteristisch ausgeprägten Rückleuchten auffällt. Aufgrund einer umlaufenden Sichtkante, die sich vom vorderen Markenemblem über die Seitenlinie bis in den Kofferraum zieht, wirkt die Linienführung in sich geschlossen, klar und nur wenig verspielt.
Das Äußere täuscht in der Tat über die innere Größe hinweg. Sowohl für Fahrer und Beifahrer, als auch für Passagiere auf der längsverstellbaren ersten Rückbank gibt es reichlich Platz. Vier ausgewachsene Basketballspieler könnten zwar immer noch meckern, doch der Rest der Bevölkerung wird mit dem Platzangebot sicher mehr als zufrieden sein. In der dritten Reihe sieht das ein wenig anders aus. Zum einen Bedarf es schon einer gewissen Gelenkigkeit, dorthin zu gelangen. Zum anderen sorgen die ziemlich niedrig positionierten Sitze dafür, dass selbst leidlich große Erwachsene ihre Beine sehr stark anwinkeln müssen, was eine unbequeme Sitzhaltung zur Folge hat. Das ganze ist gepaart mit einem eher bescheidenen Fußraum, weswegen längere Strecken kaum in Frage kommen dürften. Kinder und Jugendliche hingegen können es eine Zeitlang aushalten, doch am Ende muss man ganz klar feststellen: das Versprechen von sieben vollwertigen Sitzplätzen kann eigentlich nur aus der Marketingabteilung stammen. Wer diese wirklich haben will, kommt wohl kaum um einen entsprechenden Van oder Bus herum - den Skoda nicht im Programm hat.
Logischerweise gibt es bei Ausnutzung der sieben Plätze nur ein vergleichsweise bescheidenes Kofferraumvolumen. Hier finden dann allenfalls das Wochendgepäck oder ein paar Taschen einer Sportmannschaft Platz. Sofern die Sitze in den Kofferraumboden geklappt werden, sieht es deutlich anders aus, denn dann kommt das Urlaubsgepäck einer Familie locker unter. Und bei vollständig umgeglappten Rücksitzen entsteht eine fast vollständig ebene Ladefläche, auf der durchschnittliche Erwachsene ausgestreckt schlafen könn(t)en. Alternativ wird der Kodiaq auch ohne die aufpreispflichtige hintere Sitzreihe angeboten. Dann gibt es nach unten hin noch einmal zusätzlichen Stauraum, der dank eines optionalen variablen Ladebodens auch in eine ebene Fläche verwandelt werden kann.
Ausstattung:
Die Zeiten, in denen Skoda die uneingeschränkte Billigmarke mit abgespeckter Ausstattung ist, sind spätestens seit der 3. generation des Superb vorbei. Daher gibt es auch im Kodiaq Annehmlichkeiten wie Leder-Alcantara-Ausstattung, Panoramadach, Lenkradheizung, beheizte Frontscheibe sowie modernste Infotainment-Systeme, die unter anderem die Kopplung von Smartphones und WLAN-Zugang bieten. Auch bei den Assistenzsystemen hat man mittlerweile kräftig aufgeholt, wobei sogar ein abstandsgeregelter Tempomat inklusive Spurhalteassistent geboten wird. Dieser arbeitet bei Stadtverkehr und Stau so gut, dass er sogar einen Vorgeschmack auf das vollständig autonome Fahren bietet. Allerdings geht mit diesen Möglichkeiten auch eine Preisgestaltung einher, die ebenfalls gegen das Image als "Billigheimer" spricht. Unser gut ausgestattetes Testfahrzeug mit dem 2 Liter großen TDI-Dieselmotor, 190 PS, 7-Gang-DSG und Allradantrieb hat einen Listenpreis von rund 54.000 Euro. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn ein als gestzt geltendes Top-Modell Laurin & Klement dürfte mit allen Extras locker an der Marke zu 60.000 Euro kratzen.
Bedienung:
Die umfangreichen Möglichkeiten erfordern natürlich eine gewisse Eingewöhnungszeit. Doch am Ende kann man konstatieren, dass die meisten Bedienschritte auch ohne vorheriges Studium der Bedienungsanleitung ausgeführt werden können. Das gilt auch für die zahlreichen Einstellmöglichkeiten, die sich in den klar, übersichtlich und logisch aufgebauten Menüs des Touchscreen wiederfinden. Allerdings muss man auch feststellen, dass diese Form der Bedienung mittlerweile nicht mehr zwingend den Stand der Technik widerspiegelt, denn die Dreh-Drück-Regler von Bedienkonzepten wie dem MMI von Audi sind da inzwischen mindestens einen Schritt weiter. Darüber kann auch die halbwegs gut funktionierende Sprachsteuerung nicht hinwegtäuschen, die im Übrigen mit diversen Klängen und Tönen vor und nach jeder Eingabe nervt.
Fahrverhalten, Fahrleistungen und Verbrauch:
Auch hier zeigt sich, dass Skoda inzwischen deutliche Fortschritte gemacht hat beziehungsweise machen durfte. Die Zeiten, in denen die nobleren Fahrzeuge der Marke eher steifbeinig und wenig ausgewogen über die Straßen "rumpelten, sind glücklicherweise vorbei. Das gilt natürlich auch für den Kodiaq, der über eine angenehme Federung verfügt, die auch Schlaglöcher und sonstige Unebenheiten ordentlich filtert. Ein gelegentlich auftretendes, dafür aber gut zu hörendes Poltern weist allerdings darauf hin, dass es bei der Dämmung noch Luft nach oben gibt. Das dürfte einer der Unterschiede zum kommenden Tiguan Allspace sein, der auf diesem Gebiet sicherlich um einiges leiser sein wird. Das gilt im Übrigen auch für den Motor, der beim Abrufen der Leistung und bei höheren Geschwindigkeiten gut hörbar ist, ohne wirklich aufdringlich zu sein.
Allerdings dürfte so mancher potenzielle Kunde noch mehr Leistung verlangen. Das von uns gefahrene Fahrzeug bringt es immerhin auf ein Leergewicht von 1,75 Tonnen, wobei die hoch aufragende Karosserie für einen hohen Luftwiderstand sorgt. Unter Ausnutzung der vollen Beladung werden Überholvorgänge oder Fahrten auf bergigen Landstraßen zu einer eher zähen Angelegenheit. Das ganze geht dann auch mit einem Verbrauch einher, der eher ernüchternd wirkt. Trotz geringer Zuladung und einem eher günstigen Streckenprofil wurde am Ende der Testfahrt ein Verbrauch von rund 9 Litern Diesel auf 100 km erzielt. In diesem Punkt können selbst moderne Motoren die Physik nicht überlisten.
Fazit:
Skoda hat mit dem neuen Kodiaq fast alles richtig gemacht. Ein stimmiges und markentypisches Design wird mit viel Nutzwert gepaart, und auch eine größtenteils zeitgemäße Technik ist an Bord. Abstriche müssen im Prinzip lediglich bei der Geräuschentwicklung sowie auf den Plätzen ganz hinten in Kauf genommen werden. Und beim Blick auf den eigenen Kontostand, denn die Möglichkeiten müssen inzwischen auch bei der tschechischen Volkswagen-Tochter teuer bezahlt werden. Doch auch das ist ja mittlerweile vom Superb her bekannt, der ebenfalls nur noch bedingt als Schnäppchen eingestuft werden kann.
Wir bedanken uns beim Autohaus Fleischhauer in Bonn für die Bereitstellung des Testfahrzeugs.
Meinung des Autors: Skoda verspricht beim neuen SUV Kodiaq sieben vollwertige Sitzplätze. Das ist zwar etwas übertrieben, aber ansonsten macht der softe Geländewagen ziemlich viel richtig, wie unser Fahrbericht zeigt. Allerdings muss für "ausreichende" Leistung und umfassende Ausstattung inzwischen auch bei der VW-Tochter tief in die Tasche gegriffen werden.
Skoda hat der großen Schwester VW aktuell etwas voraus. Während der neue Tiguan Allspace derzeit seine Premiere in Genf erlebt und erst ab dem Sommer erhältlich ist, wird der Kodiaq bereits ausgeliefert. Für uns ergab sich jetzt die Gelegenheit zu einer Testfahrt, bei der Stadtverkehr, Autobahn und kurvige Landstraße gleichermaßen unter die Räder genommen wurde. Hier die Eindrücke.
Erster Eindruck, Karosserie und Platzangebot:
Die erste Begegnung ist ein wenig zwiespältig. Einerseits hat man ein ziemlich großes Auto vor sich, andererseits fragt man sich schon ein wenig, wo eigentlich der Platz für bis zu sieben Personen plus Gepäck sein soll. Immerhin hat es Skoda geschafft, das Volumen halbwegs elegant zu verpacken, denn von der erschlagenden Wuchtigkeit eines nur 35 cm längeren Audi Q7 ist jedenfalls nur wenig zu spüren. Bei der Gestaltung wurden diverse Elemente neuerer Modelle wie dem Superb übernommen, was unter anderem an der aufgesetzten Motorhaube, den Scheinwerfern und den charakteristisch ausgeprägten Rückleuchten auffällt. Aufgrund einer umlaufenden Sichtkante, die sich vom vorderen Markenemblem über die Seitenlinie bis in den Kofferraum zieht, wirkt die Linienführung in sich geschlossen, klar und nur wenig verspielt.
Das Äußere täuscht in der Tat über die innere Größe hinweg. Sowohl für Fahrer und Beifahrer, als auch für Passagiere auf der längsverstellbaren ersten Rückbank gibt es reichlich Platz. Vier ausgewachsene Basketballspieler könnten zwar immer noch meckern, doch der Rest der Bevölkerung wird mit dem Platzangebot sicher mehr als zufrieden sein. In der dritten Reihe sieht das ein wenig anders aus. Zum einen Bedarf es schon einer gewissen Gelenkigkeit, dorthin zu gelangen. Zum anderen sorgen die ziemlich niedrig positionierten Sitze dafür, dass selbst leidlich große Erwachsene ihre Beine sehr stark anwinkeln müssen, was eine unbequeme Sitzhaltung zur Folge hat. Das ganze ist gepaart mit einem eher bescheidenen Fußraum, weswegen längere Strecken kaum in Frage kommen dürften. Kinder und Jugendliche hingegen können es eine Zeitlang aushalten, doch am Ende muss man ganz klar feststellen: das Versprechen von sieben vollwertigen Sitzplätzen kann eigentlich nur aus der Marketingabteilung stammen. Wer diese wirklich haben will, kommt wohl kaum um einen entsprechenden Van oder Bus herum - den Skoda nicht im Programm hat.
Logischerweise gibt es bei Ausnutzung der sieben Plätze nur ein vergleichsweise bescheidenes Kofferraumvolumen. Hier finden dann allenfalls das Wochendgepäck oder ein paar Taschen einer Sportmannschaft Platz. Sofern die Sitze in den Kofferraumboden geklappt werden, sieht es deutlich anders aus, denn dann kommt das Urlaubsgepäck einer Familie locker unter. Und bei vollständig umgeglappten Rücksitzen entsteht eine fast vollständig ebene Ladefläche, auf der durchschnittliche Erwachsene ausgestreckt schlafen könn(t)en. Alternativ wird der Kodiaq auch ohne die aufpreispflichtige hintere Sitzreihe angeboten. Dann gibt es nach unten hin noch einmal zusätzlichen Stauraum, der dank eines optionalen variablen Ladebodens auch in eine ebene Fläche verwandelt werden kann.
Ausstattung:
Die Zeiten, in denen Skoda die uneingeschränkte Billigmarke mit abgespeckter Ausstattung ist, sind spätestens seit der 3. generation des Superb vorbei. Daher gibt es auch im Kodiaq Annehmlichkeiten wie Leder-Alcantara-Ausstattung, Panoramadach, Lenkradheizung, beheizte Frontscheibe sowie modernste Infotainment-Systeme, die unter anderem die Kopplung von Smartphones und WLAN-Zugang bieten. Auch bei den Assistenzsystemen hat man mittlerweile kräftig aufgeholt, wobei sogar ein abstandsgeregelter Tempomat inklusive Spurhalteassistent geboten wird. Dieser arbeitet bei Stadtverkehr und Stau so gut, dass er sogar einen Vorgeschmack auf das vollständig autonome Fahren bietet. Allerdings geht mit diesen Möglichkeiten auch eine Preisgestaltung einher, die ebenfalls gegen das Image als "Billigheimer" spricht. Unser gut ausgestattetes Testfahrzeug mit dem 2 Liter großen TDI-Dieselmotor, 190 PS, 7-Gang-DSG und Allradantrieb hat einen Listenpreis von rund 54.000 Euro. Und das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn ein als gestzt geltendes Top-Modell Laurin & Klement dürfte mit allen Extras locker an der Marke zu 60.000 Euro kratzen.
Bedienung:
Die umfangreichen Möglichkeiten erfordern natürlich eine gewisse Eingewöhnungszeit. Doch am Ende kann man konstatieren, dass die meisten Bedienschritte auch ohne vorheriges Studium der Bedienungsanleitung ausgeführt werden können. Das gilt auch für die zahlreichen Einstellmöglichkeiten, die sich in den klar, übersichtlich und logisch aufgebauten Menüs des Touchscreen wiederfinden. Allerdings muss man auch feststellen, dass diese Form der Bedienung mittlerweile nicht mehr zwingend den Stand der Technik widerspiegelt, denn die Dreh-Drück-Regler von Bedienkonzepten wie dem MMI von Audi sind da inzwischen mindestens einen Schritt weiter. Darüber kann auch die halbwegs gut funktionierende Sprachsteuerung nicht hinwegtäuschen, die im Übrigen mit diversen Klängen und Tönen vor und nach jeder Eingabe nervt.
Fahrverhalten, Fahrleistungen und Verbrauch:
Auch hier zeigt sich, dass Skoda inzwischen deutliche Fortschritte gemacht hat beziehungsweise machen durfte. Die Zeiten, in denen die nobleren Fahrzeuge der Marke eher steifbeinig und wenig ausgewogen über die Straßen "rumpelten, sind glücklicherweise vorbei. Das gilt natürlich auch für den Kodiaq, der über eine angenehme Federung verfügt, die auch Schlaglöcher und sonstige Unebenheiten ordentlich filtert. Ein gelegentlich auftretendes, dafür aber gut zu hörendes Poltern weist allerdings darauf hin, dass es bei der Dämmung noch Luft nach oben gibt. Das dürfte einer der Unterschiede zum kommenden Tiguan Allspace sein, der auf diesem Gebiet sicherlich um einiges leiser sein wird. Das gilt im Übrigen auch für den Motor, der beim Abrufen der Leistung und bei höheren Geschwindigkeiten gut hörbar ist, ohne wirklich aufdringlich zu sein.
Allerdings dürfte so mancher potenzielle Kunde noch mehr Leistung verlangen. Das von uns gefahrene Fahrzeug bringt es immerhin auf ein Leergewicht von 1,75 Tonnen, wobei die hoch aufragende Karosserie für einen hohen Luftwiderstand sorgt. Unter Ausnutzung der vollen Beladung werden Überholvorgänge oder Fahrten auf bergigen Landstraßen zu einer eher zähen Angelegenheit. Das ganze geht dann auch mit einem Verbrauch einher, der eher ernüchternd wirkt. Trotz geringer Zuladung und einem eher günstigen Streckenprofil wurde am Ende der Testfahrt ein Verbrauch von rund 9 Litern Diesel auf 100 km erzielt. In diesem Punkt können selbst moderne Motoren die Physik nicht überlisten.
Fazit:
Skoda hat mit dem neuen Kodiaq fast alles richtig gemacht. Ein stimmiges und markentypisches Design wird mit viel Nutzwert gepaart, und auch eine größtenteils zeitgemäße Technik ist an Bord. Abstriche müssen im Prinzip lediglich bei der Geräuschentwicklung sowie auf den Plätzen ganz hinten in Kauf genommen werden. Und beim Blick auf den eigenen Kontostand, denn die Möglichkeiten müssen inzwischen auch bei der tschechischen Volkswagen-Tochter teuer bezahlt werden. Doch auch das ist ja mittlerweile vom Superb her bekannt, der ebenfalls nur noch bedingt als Schnäppchen eingestuft werden kann.
Wir bedanken uns beim Autohaus Fleischhauer in Bonn für die Bereitstellung des Testfahrzeugs.
Meinung des Autors: Skoda verspricht beim neuen SUV Kodiaq sieben vollwertige Sitzplätze. Das ist zwar etwas übertrieben, aber ansonsten macht der softe Geländewagen ziemlich viel richtig, wie unser Fahrbericht zeigt. Allerdings muss für "ausreichende" Leistung und umfassende Ausstattung inzwischen auch bei der VW-Tochter tief in die Tasche gegriffen werden.