Vergangenes Wochenende hatten wir die Möglichkeit, den neuen Skoda Fabia 3 auf abgesperrten und öffentlichen Straßen ausgiebig zu testen. Von einigen - teilweise nicht nachvollziehbaren - Kleinigkeiten abgesehen konnte der Neuling rundum überzeugen. Vor allem beim Fahrverhalten und der Geräuschentwicklung im Innenraum wurde die dritte Generation gegenüber dem Vorgängermodell deutlich verbessert, wobei es bei einigen anderen Punkten aber noch Luft nach oben gibt. Hier unsere Eindrücke zum neuen Kleinwagen aus Tschechien
Nach der Ankunft am Flughafen ging es zur Rennstrecke Circuit de Mallorca ganz in der Nähe, um das Fahrwerk des neuen Fabia auf Herz und Nieren zu testen. Im Fahrerlager konnten wir den kleinen Wagen das erste Mal von Angesicht zu Angesicht betrachten. Und in Echt wirkt er gar nicht so klein, zumindest dann nicht, wenn man ihn mit dem schmalen und hochbeinigen Vorgänger vergleicht. Dank der niedrigeren (3 cm) aber breiteren (9 cm) Abmessungen erscheint die Neuauflage wesentlich stämmiger. Die fein modellierten Ecken und Kanten und vor allem die umlaufende Sichtfalte sehen stimmig aus und hinterlassen einen "wertigen", aber trotzdem durchaus zeitgemäß dynamischen Eindruck. Durch die scharf geformten Blechkanten entsteht vor allem bei Sonnenschein eine interessante Kombination von helleren und dunkleren Flächen. Und durch die im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser ausgefüllten Radhäuser wurde auch der leichte Geländewagen-Look des Fabia II beseitigt. Zusammengenommen erscheint der Fabia III wesentlich selbstbewusster als die vorherige Version. Das zeigt sich auch im Innenraum, wobei die durchgehende farbigen Blende im Armaturenbrett für viele potenziellen Käufer erst einmal gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Und zwar vor allem dann, wenn eher große Kontraste wie beim hellen weiß gewählt werden. In jedem Fall sollte man die Wahl der knalligeren Farben gut überdenken, da man sich an ihnen möglicherweise satt sieht. Die glatten Oberflächen lassen sich aber immerhin gut durch Folieren im Aussehen verändern.. Mit einer anderen Blende, deren Oberfläche nach dunklem und gebürstetem Metall aussieht, entsteht auf jeden Fall ein ganz anderer Eindruck. Mit dieser Leiste erschien uns der Armaturenträger hochwertiger und auch etwas neutraler und zeitloser zu sein.
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Im Innenraum fallen sofort die überarbeiteten Sitze mit neuem Design und Bezügen auf. Die Standardversion ist straffer und ergonomischer als im Vorgänger und bietet zudem mehr Seitenhalt in schnell gefahrenen Kurven. Wie gewohnt sind die optionalen Sportsitze in fast allen Punkten noch einen (ordentlichen) Tick besser, und besonders für diejenigen, die öfter auf längeren Strecken unterwegs sind, die bessere Wahl. Die Neigung der Rückenlehne kann bei allen Sitzen stufenlos über ein Rändelrad verstellt werden. Die Mittelarmlehne wurde dem neuen Design entsprechend, etwas eckiger gestaltet, jedoch breiter als bisher und in der Länge verstellbar ist sie nach wie vor nicht. Nach den Sitzen haben wir uns noch einmal um das Armaturenbrett gekümmert. Diesmal stand jedoch nicht das Design im Fokus, sondern vielmehr die Materialauswahl. Bis zum Erscheinen des "preiswerten" Rapid waren bei Skoda alle Instrumententräger zumindest im direkten Sichtbereich mit sogenannten aufgeschäumten Kunststoffen verkleidet. Mittlerweile verzichtet Skoda in den unteren Preisklassen auf diesen Luxus, was eigentlich kaum auffällt, so lange die Oberfläche nicht ausführlich betastet wird. Unter der gnadenlosen Sonne am Mittelmeer konnte das einfachere Material allerdings mit bloßem (und geschultem) Auge bemerkt werden: anstelle des bekannten, leicht matten Schimmerns ist ein schwach plastikhaftes Glänzen zu sehen. Bei diesem Thema müssen sich Skoda beziehungsweise der Volkswagen-Konzern schon die Frage gefallen lassen, weshalb wegen ein paar Euro mehr Gewinn und noch höherer Rendite sowie einer möglichen Abgrenzung zur Marke VW auf jenes Material verzichtet wird, das sowohl Unternehmensvertreter als auch die versammelte Motorpresse jahrelang als Beweis für die besonders hochwertige Verarbeitung herangezogen haben. Diese ist im restlichen Wagen nach wie vor vorhanden, alle Passungen stimmen, die Schalter und Knöpfe fassen sich gut an und nichts hat geklappert oder geknistert.
Der Prinzipiell gute Eindruck wird beim Fahren mehr als bestätigt. Der Vorgänger hatte für seine Klasse und seinen Anspruch ein mehr als nur ordentliches Fahrwerk, das bei durchaus spürbarem Komfort auch eine etwas zügigere Gangart ermöglicht. Doch gegen das, was der Fabia III bietet, ist das kein Vergleich. Durch den tieferen Schwerpunkt, die breitere Spur, Komponenten aus dem modularen Querbaukasten (MQB) von VW und vor allem die serienmäßige elektronische Differentialsperre XDS+ wieselte der neue Fabia der dritten Generation geradezu durch den Slalomkurs auf der Rennstrecke. Bei der Fahrt auf dem Rundkurs mit langgezogenen und engen Kurven konnte das Fahrwerk ebenfalls begeistern. Beim Vorgänger liefert die Servolenkung eine sehr gute Rückmeldung über das, was auf der Fahrbahnoberfläche passiert und was man gerade tut. Beim Fabia III hingegen könnte die Lenkung besonders in den schnellen Kurven ein wenig schwergängiger sein, um das Fahrgefühl zu verbessern. Hier ist der Fabia II gefühlt einen kleinen Tick besser aufgestellt, was eventuell an der neuen teilelektrischen Servolenkung namens C-EPS (Column-Electric Power Steering) liegt, die die bisher eingesetzte elektro-hydraulische Servolenkung ersetzt. Bei dem kurzen Beschleunigungs- und Bremstest mit dem 81 kW/105 PS leistenden 1,2 TSI mit 7-Gang-DSG wurde die Lenkung eher weniger benötigt, dafür jedoch fiel sofort etwas auf: auch bei hohen Drehzahlen bleibt es im Fabia ruhig im Innenraum. Bereits mit dem Fabia II Facelift wurde beim Wechsel von den veralteten Motoren mit 1,4 und 1,6 Litern Hubraum zu den neuen 1,2 TSI eine deutliche Reduzierung des Geräuschpegels erzielt, doch beim Fabia III hat Skoda noch einmal kräftig nachgelegt. Erreicht wurde dies unter anderem durch mehr Dammmaterial und die Wiedereinführung einer doppelten Türdichtung (Bild unten).
Der positive Eindruck der Rennstrecke setzt sich auf der Straße nachhaltig fort. Hier wird, vor allem im Stadtverkehr,die Leichtgängigkeit der Lenkung nicht mehr wirklich als Makel empfunden. Das liegt auch daran, dass diese auf der Geraden nicht nervös wirkt und daher für problemlosen Geradeauslauf auf der Autobahn oder Landstraße sorgt und permanentes nachkorrigieren entfällt. Auf kurvigen Strecken fällt allerdings auch wieder auf, dass die Lenkung des Vorgängers etwas mehr Rückmeldung geliefert hat. Der Lenkgenauigkeit tut das in der Regel aber keinen Abbruch. Und quasi zum Ausgleich freut man sich auf der Straße über die bessere Dämmung des Fabia III im Vergleich zum Vorgänger. Auf der relativ glatten Rennstrecke konnte lediglich der Vorsprung bei den niedrigeren Motorgeräuschen wahrgenommen werden, doch bei der Fahrt in das malerische Bergdorf Valdemossa konnten auch die Fortschritte bei der Fahrwerksdämmung deutlich festgestellt werden. Während der Fabia II bei Straßenunebenheiten oder kleineren Schlaglöchern manchmal mit gut hörbaren polternden Geräuschen auffällt, herrscht bei der Neuauflage weitgehend Ruhe. Auch Windgeräusche sind bei zügigerer Fahrt kaum vernehmbar, wobei auf Mallorcas Straßen und im teilweisen Kolonnenverkehr maximal 120 km/h möglich waren. Das sehr gut und mit kurzen Wegen schaltbare Fünfganggetriebe bei der Version mit 66 kW/90 PS ist so lang übersetzt, dass bei Tempo 120 ca. 700 U/min niedriger anfallen als beim alten 1,4 16V im Fabia II. Beim Siebengang-DSG sind es sogar noch einmal rund 200 U/min weniger. Mit diesem niedrigen Geräuschniveau" ist der Fabia durchaus mit dem Konzernbruder VW Polo oder gar Fahrzeugen aus der Golf-Klasse vergleichbar.
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Doch nicht nur in Bezug auf die Geräuschentwicklung fühlen sich die Insassen gut aufgehoben. Neben den guten Sitzen kann, wie auch schon beim Vorgänger, das Platzangebot weitgehend überzeugen. Dank der vielfältigen Einstellmöglichkeiten der Sitze und eines höhen- sowie längenverstellbaren Lenkrads findet jeder Fahrer eine gute Sitzposition. Abstriche müssen allerdings nach wie vor in der Breite hingenommen werden, denn von den 9 cm mehr Außenbreite sind innen lediglich 2 cm angekommen. Durch die tiefere Sitzposition und gleichzeitig eine flachere Frontscheibe wird mehr Ausblick nach vorne ermöglicht als bisher, zudem entsteht ein besseres Raumgefühl. Auf den hinteren Plätzen gibt es nach wie vor ein ordentliches Platzangebot, das immer noch deutlich über dem Klassendurchschnitt liegt. Der größte Fortschritt lässt sich im Kofferraum feststellen, der rein optisch um einiges größer wirkt als die nackten Zahlen dies vermitteln können. Störend ist jedoch die neu gestaltete Befestigung der Rückbank, die ein wenig in den Kofferraum ragt und so bei langen, flachen Gepäckstücken ein wenig Ladefläche verschenkt.
Damit wären wir bei den Punkten angekommen, die im neuen Fabia nicht so gut sind wie bei seinem Vorgänger. Schon bei diesem hatte es die sogenannte "Entfeinerung" gegeben, als einige Merkmale der ersten Generation gestrichen wurden, unter anderem die selbstleuchtenden Rückstrahler in den Türen oder die Einbindung der Tankklappe in die Zentralverriegelung. Beim neuen Fabia III wird das leider weiter fortgesetzt. Beispielsweise können die beiden Luftausströmer oberhalb der Mittelkonsole nur noch gemeinsam geöffnet oder geschlossen werden, was bislang für jede Seite getrennt möglich war. Auch auf die Komfortfunktion beim Fensterheber des Beifahrerfensters wurde verzichtet. Dieser war bisher in jeder Richtung zweistufig geregelt, um das Fenster entweder stückchenweise oder mit einmaligen Knopfdruck in einem Rutsch und ohne Festhalten des Schalters zu betätigen. Dies ist nun nur noch beim Fenster auf der Fahrerseite möglich. Einen Unterschied gibt es auch im Handschuhfach: zwar ist dieses nach wie vor gekühlt, doch das ist jetzt ein Dauerzustand, während es im Fabia II noch Verstellrad an der Seite gab, mit dem die Kühlluftzufuhr geregelt wurde. Dadurch wird alles, was im Handschuhfach liegt, bei eingeschalteter Klimaanlage stets gekühlt, egal ob das gewollt ist oder nicht.
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Diese unschönen und teilweise auch unnötigen Sparmaßnahmen können aber nicht nicht über die offensichtlichen Qualitäten des neuen Fabia hinwegtäuschen. Diese offenbaren sich auch durch nicht klassenübliche Extras wie das Starten und Stoppen des Motors auf Knopfdruck (Bild oben) oder den Notbremsassistenten Front Assist, der sich im Stadtverkehr jedoch einmal gefühlt sehr frühzeitig gemeldet, allerdings nicht eingegriffen hat. Auch beim Infotainment-System wurden deutliche Fortschritte gemacht, zumindest was die Bedienung betrifft. Die Grafiken wirken moderner, die Menüs übersichtlicher und die Reaktionszeit auf alle Eingaben ist um Längen schneller. Doch in der Testgruppe gab es durchaus einige Stimmen, die das integrierte CD-Laufwerk vermissen. Vor allem bei den "älteren Semestern" war dies der Fall, da diese oftmals über umfangreiche CD-Sammlungen verfügen und diese nicht in stundenlanger Arbeit in MP3-Dateien umwandeln wollen oder können. Auch bei Hörbuch-Hörern stieß diese Einsparung auf Unverständnis. Die jüngeren Teilnehmer hatten mit der Entscheidung hingegen deutlich weniger Probleme, denn deren Musiksammlung ist zum Großteil ohnehin bereits in digitaler Form vorhanden. Durch den SD-Karten-Einschub, eine USB-Schnittstelle, einen Line-In-Eingang und eine Bluetooth-Kopplung des aufpreispflichtigen Musiksystems gibt es für so vorbereitete Fabia-Fahrer genügend Möglichkeiten, die eigene Musik ins Auto zu bringen. Dennoch sollte Skoda möglicherweise noch einmal auf die Altersstruktur der Käufer schauen und überlegen, ob der Verzicht auf das Laufwerk nicht zu abschreckend ist.
Deutliche Kritik gibt es auch für die neuen Kopplungsmöglichkeiten mit dem Smartphone, die wir - wie Anfangs erwähnt - leider nicht ausprobieren könnten. Daher zur Erläuterung nur so viel: es werden zwei verschiedene Systeme angeboten. Das erste ermöglicht es, dass angezeigte Inhalte des Smartphones, beispielsweise die Darstellung der Navigationssoftware, auf das Display des Radios übertragen und dort angezeigt werden. Das funktioniert aktuell allerdings nur mit bestimmten Android-Smartphones, Nutzer eines iPhone müssen sich noch bis weit ins nächste Jahr gedulden, bis dies auch mit ihren Geräten möglich ist. Das zweite System erlaubt es, dass bestimmte Fahrzeuginformationen, wie der momentane Verbrauch, zur späteren Auswertung an eine App gesendet werden. Diese Apps gibt es aktuell nur für iOS von Apple, Nutzer von Android-Smartphones müssen sich bis weit ins nächste Jahr gedulden, bis dies auch auf ihren Geräten möglich ist. Und Nutzer von Windows Phone 8 oder 8.1 scheinen bei Skoda keine Rolle zu spielen, denn weder das sogenannte Mirror Link noch die erwähnten Apps sind für das Betriebssystem von Microsoft in Planung. Zusätzlich zum letzten Satz im vorherigen Absatz sollte bei Skoda darüber nachgedacht werden, ob die neue Technik nicht deutlich zu früh kommt. Wenn solche Systeme unbedingt eingeführt werden sollen, dann müssen sie auch von einem Großteil aller Smartphones unterstützt werden. Das ist derzeit nicht der Fall, weswegen zum Beispiel für die Navigation in den meisten Fällen weiterhin externe Geräte oder das Smartphone direkt genutzt werden müssen - sofern vorhanden. Ein Radio mit integriertem Navigationssystem wird nämlich nicht mehr angeboten.
Fazit: Der Fabia ist ein großartiges Auto geworden. Das Platzangebot wurde verbessert und optisch sieht er deutlich moderner aus als der Vorgänger. Die größten Fortschritte sind aber bei wirklich wichtigen Punkten gemacht worden, nämlich dem Fahrverhalten und hauptsächlich bei der Geräuschentwicklung. Dabei spielt der Fabia III ganz weit vorne mit. Die Verarbeitung ist, trotz der Einsparungen beim Instrumententräger, auf hohem Niveau. Die Sitze sind in immer kurven- und langstreckentauglich, mit den üblichen Vorteilen bei den Sportsitzen. Diese Qualitäten werden am besten mit einem einzigen Wort beschrieben, das in den Gesprächen unter den Testteilnehmern immer wieder gefallen ist: "erwachsen". Das ist nicht nur uns zu dem Auto eingefallen, sondern auch diversen anderen Teilnehmern, darunter jemandem, der privat in einem wesentlich höherwertigen Mercedes unterwegs ist. Fortschritte wurden auch in beim Verbrauch gemacht, zumindest auf dem Prüfstand. Wegen der kurvigen Strecke mit zahlreichen Steigungen und wenig freiem Verkehr kann keine Aussage getroffen werden, ob dies in der Realität auch so ist. Bei diversen "Kleinigkeiten" sollte Skoda aber wohl noch einmal ganz tief in sich gehen, und dann eventuell zum neuen Modelljahr ein paar Verbesserungen spendieren, so zum Beispiel bei den Fensterhebern für das Beifahrerfenster oder den Lüftungsdüsen. Und bei den Multimedia-Systemen würde ein alternatives Radio mit CD/DVD-Laufwerk und eingebautem Navigationssystem ganz sicher nicht schaden, sofern es zu einem halbwegs erschwinglichen Preis angeboten wird. Dennoch wird der Fabia seinen Weg gehen, und das auch völlig zurecht. In Deutschland aber wohl vor allem dann, wenn der neue Combi auf den Markt kommt - und das ist wird nicht mehr lange dauern, wie aus den "für gewöhnlich gut informierten Kreise" zu hören ist.
Nach der Ankunft am Flughafen ging es zur Rennstrecke Circuit de Mallorca ganz in der Nähe, um das Fahrwerk des neuen Fabia auf Herz und Nieren zu testen. Im Fahrerlager konnten wir den kleinen Wagen das erste Mal von Angesicht zu Angesicht betrachten. Und in Echt wirkt er gar nicht so klein, zumindest dann nicht, wenn man ihn mit dem schmalen und hochbeinigen Vorgänger vergleicht. Dank der niedrigeren (3 cm) aber breiteren (9 cm) Abmessungen erscheint die Neuauflage wesentlich stämmiger. Die fein modellierten Ecken und Kanten und vor allem die umlaufende Sichtfalte sehen stimmig aus und hinterlassen einen "wertigen", aber trotzdem durchaus zeitgemäß dynamischen Eindruck. Durch die scharf geformten Blechkanten entsteht vor allem bei Sonnenschein eine interessante Kombination von helleren und dunkleren Flächen. Und durch die im Vergleich zum Vorgänger deutlich besser ausgefüllten Radhäuser wurde auch der leichte Geländewagen-Look des Fabia II beseitigt. Zusammengenommen erscheint der Fabia III wesentlich selbstbewusster als die vorherige Version. Das zeigt sich auch im Innenraum, wobei die durchgehende farbigen Blende im Armaturenbrett für viele potenziellen Käufer erst einmal gewöhnungsbedürftig sein dürfte. Und zwar vor allem dann, wenn eher große Kontraste wie beim hellen weiß gewählt werden. In jedem Fall sollte man die Wahl der knalligeren Farben gut überdenken, da man sich an ihnen möglicherweise satt sieht. Die glatten Oberflächen lassen sich aber immerhin gut durch Folieren im Aussehen verändern.. Mit einer anderen Blende, deren Oberfläche nach dunklem und gebürstetem Metall aussieht, entsteht auf jeden Fall ein ganz anderer Eindruck. Mit dieser Leiste erschien uns der Armaturenträger hochwertiger und auch etwas neutraler und zeitloser zu sein.
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Im Innenraum fallen sofort die überarbeiteten Sitze mit neuem Design und Bezügen auf. Die Standardversion ist straffer und ergonomischer als im Vorgänger und bietet zudem mehr Seitenhalt in schnell gefahrenen Kurven. Wie gewohnt sind die optionalen Sportsitze in fast allen Punkten noch einen (ordentlichen) Tick besser, und besonders für diejenigen, die öfter auf längeren Strecken unterwegs sind, die bessere Wahl. Die Neigung der Rückenlehne kann bei allen Sitzen stufenlos über ein Rändelrad verstellt werden. Die Mittelarmlehne wurde dem neuen Design entsprechend, etwas eckiger gestaltet, jedoch breiter als bisher und in der Länge verstellbar ist sie nach wie vor nicht. Nach den Sitzen haben wir uns noch einmal um das Armaturenbrett gekümmert. Diesmal stand jedoch nicht das Design im Fokus, sondern vielmehr die Materialauswahl. Bis zum Erscheinen des "preiswerten" Rapid waren bei Skoda alle Instrumententräger zumindest im direkten Sichtbereich mit sogenannten aufgeschäumten Kunststoffen verkleidet. Mittlerweile verzichtet Skoda in den unteren Preisklassen auf diesen Luxus, was eigentlich kaum auffällt, so lange die Oberfläche nicht ausführlich betastet wird. Unter der gnadenlosen Sonne am Mittelmeer konnte das einfachere Material allerdings mit bloßem (und geschultem) Auge bemerkt werden: anstelle des bekannten, leicht matten Schimmerns ist ein schwach plastikhaftes Glänzen zu sehen. Bei diesem Thema müssen sich Skoda beziehungsweise der Volkswagen-Konzern schon die Frage gefallen lassen, weshalb wegen ein paar Euro mehr Gewinn und noch höherer Rendite sowie einer möglichen Abgrenzung zur Marke VW auf jenes Material verzichtet wird, das sowohl Unternehmensvertreter als auch die versammelte Motorpresse jahrelang als Beweis für die besonders hochwertige Verarbeitung herangezogen haben. Diese ist im restlichen Wagen nach wie vor vorhanden, alle Passungen stimmen, die Schalter und Knöpfe fassen sich gut an und nichts hat geklappert oder geknistert.
Der Prinzipiell gute Eindruck wird beim Fahren mehr als bestätigt. Der Vorgänger hatte für seine Klasse und seinen Anspruch ein mehr als nur ordentliches Fahrwerk, das bei durchaus spürbarem Komfort auch eine etwas zügigere Gangart ermöglicht. Doch gegen das, was der Fabia III bietet, ist das kein Vergleich. Durch den tieferen Schwerpunkt, die breitere Spur, Komponenten aus dem modularen Querbaukasten (MQB) von VW und vor allem die serienmäßige elektronische Differentialsperre XDS+ wieselte der neue Fabia der dritten Generation geradezu durch den Slalomkurs auf der Rennstrecke. Bei der Fahrt auf dem Rundkurs mit langgezogenen und engen Kurven konnte das Fahrwerk ebenfalls begeistern. Beim Vorgänger liefert die Servolenkung eine sehr gute Rückmeldung über das, was auf der Fahrbahnoberfläche passiert und was man gerade tut. Beim Fabia III hingegen könnte die Lenkung besonders in den schnellen Kurven ein wenig schwergängiger sein, um das Fahrgefühl zu verbessern. Hier ist der Fabia II gefühlt einen kleinen Tick besser aufgestellt, was eventuell an der neuen teilelektrischen Servolenkung namens C-EPS (Column-Electric Power Steering) liegt, die die bisher eingesetzte elektro-hydraulische Servolenkung ersetzt. Bei dem kurzen Beschleunigungs- und Bremstest mit dem 81 kW/105 PS leistenden 1,2 TSI mit 7-Gang-DSG wurde die Lenkung eher weniger benötigt, dafür jedoch fiel sofort etwas auf: auch bei hohen Drehzahlen bleibt es im Fabia ruhig im Innenraum. Bereits mit dem Fabia II Facelift wurde beim Wechsel von den veralteten Motoren mit 1,4 und 1,6 Litern Hubraum zu den neuen 1,2 TSI eine deutliche Reduzierung des Geräuschpegels erzielt, doch beim Fabia III hat Skoda noch einmal kräftig nachgelegt. Erreicht wurde dies unter anderem durch mehr Dammmaterial und die Wiedereinführung einer doppelten Türdichtung (Bild unten).
Der positive Eindruck der Rennstrecke setzt sich auf der Straße nachhaltig fort. Hier wird, vor allem im Stadtverkehr,die Leichtgängigkeit der Lenkung nicht mehr wirklich als Makel empfunden. Das liegt auch daran, dass diese auf der Geraden nicht nervös wirkt und daher für problemlosen Geradeauslauf auf der Autobahn oder Landstraße sorgt und permanentes nachkorrigieren entfällt. Auf kurvigen Strecken fällt allerdings auch wieder auf, dass die Lenkung des Vorgängers etwas mehr Rückmeldung geliefert hat. Der Lenkgenauigkeit tut das in der Regel aber keinen Abbruch. Und quasi zum Ausgleich freut man sich auf der Straße über die bessere Dämmung des Fabia III im Vergleich zum Vorgänger. Auf der relativ glatten Rennstrecke konnte lediglich der Vorsprung bei den niedrigeren Motorgeräuschen wahrgenommen werden, doch bei der Fahrt in das malerische Bergdorf Valdemossa konnten auch die Fortschritte bei der Fahrwerksdämmung deutlich festgestellt werden. Während der Fabia II bei Straßenunebenheiten oder kleineren Schlaglöchern manchmal mit gut hörbaren polternden Geräuschen auffällt, herrscht bei der Neuauflage weitgehend Ruhe. Auch Windgeräusche sind bei zügigerer Fahrt kaum vernehmbar, wobei auf Mallorcas Straßen und im teilweisen Kolonnenverkehr maximal 120 km/h möglich waren. Das sehr gut und mit kurzen Wegen schaltbare Fünfganggetriebe bei der Version mit 66 kW/90 PS ist so lang übersetzt, dass bei Tempo 120 ca. 700 U/min niedriger anfallen als beim alten 1,4 16V im Fabia II. Beim Siebengang-DSG sind es sogar noch einmal rund 200 U/min weniger. Mit diesem niedrigen Geräuschniveau" ist der Fabia durchaus mit dem Konzernbruder VW Polo oder gar Fahrzeugen aus der Golf-Klasse vergleichbar.
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Doch nicht nur in Bezug auf die Geräuschentwicklung fühlen sich die Insassen gut aufgehoben. Neben den guten Sitzen kann, wie auch schon beim Vorgänger, das Platzangebot weitgehend überzeugen. Dank der vielfältigen Einstellmöglichkeiten der Sitze und eines höhen- sowie längenverstellbaren Lenkrads findet jeder Fahrer eine gute Sitzposition. Abstriche müssen allerdings nach wie vor in der Breite hingenommen werden, denn von den 9 cm mehr Außenbreite sind innen lediglich 2 cm angekommen. Durch die tiefere Sitzposition und gleichzeitig eine flachere Frontscheibe wird mehr Ausblick nach vorne ermöglicht als bisher, zudem entsteht ein besseres Raumgefühl. Auf den hinteren Plätzen gibt es nach wie vor ein ordentliches Platzangebot, das immer noch deutlich über dem Klassendurchschnitt liegt. Der größte Fortschritt lässt sich im Kofferraum feststellen, der rein optisch um einiges größer wirkt als die nackten Zahlen dies vermitteln können. Störend ist jedoch die neu gestaltete Befestigung der Rückbank, die ein wenig in den Kofferraum ragt und so bei langen, flachen Gepäckstücken ein wenig Ladefläche verschenkt.
Damit wären wir bei den Punkten angekommen, die im neuen Fabia nicht so gut sind wie bei seinem Vorgänger. Schon bei diesem hatte es die sogenannte "Entfeinerung" gegeben, als einige Merkmale der ersten Generation gestrichen wurden, unter anderem die selbstleuchtenden Rückstrahler in den Türen oder die Einbindung der Tankklappe in die Zentralverriegelung. Beim neuen Fabia III wird das leider weiter fortgesetzt. Beispielsweise können die beiden Luftausströmer oberhalb der Mittelkonsole nur noch gemeinsam geöffnet oder geschlossen werden, was bislang für jede Seite getrennt möglich war. Auch auf die Komfortfunktion beim Fensterheber des Beifahrerfensters wurde verzichtet. Dieser war bisher in jeder Richtung zweistufig geregelt, um das Fenster entweder stückchenweise oder mit einmaligen Knopfdruck in einem Rutsch und ohne Festhalten des Schalters zu betätigen. Dies ist nun nur noch beim Fenster auf der Fahrerseite möglich. Einen Unterschied gibt es auch im Handschuhfach: zwar ist dieses nach wie vor gekühlt, doch das ist jetzt ein Dauerzustand, während es im Fabia II noch Verstellrad an der Seite gab, mit dem die Kühlluftzufuhr geregelt wurde. Dadurch wird alles, was im Handschuhfach liegt, bei eingeschalteter Klimaanlage stets gekühlt, egal ob das gewollt ist oder nicht.
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Diese unschönen und teilweise auch unnötigen Sparmaßnahmen können aber nicht nicht über die offensichtlichen Qualitäten des neuen Fabia hinwegtäuschen. Diese offenbaren sich auch durch nicht klassenübliche Extras wie das Starten und Stoppen des Motors auf Knopfdruck (Bild oben) oder den Notbremsassistenten Front Assist, der sich im Stadtverkehr jedoch einmal gefühlt sehr frühzeitig gemeldet, allerdings nicht eingegriffen hat. Auch beim Infotainment-System wurden deutliche Fortschritte gemacht, zumindest was die Bedienung betrifft. Die Grafiken wirken moderner, die Menüs übersichtlicher und die Reaktionszeit auf alle Eingaben ist um Längen schneller. Doch in der Testgruppe gab es durchaus einige Stimmen, die das integrierte CD-Laufwerk vermissen. Vor allem bei den "älteren Semestern" war dies der Fall, da diese oftmals über umfangreiche CD-Sammlungen verfügen und diese nicht in stundenlanger Arbeit in MP3-Dateien umwandeln wollen oder können. Auch bei Hörbuch-Hörern stieß diese Einsparung auf Unverständnis. Die jüngeren Teilnehmer hatten mit der Entscheidung hingegen deutlich weniger Probleme, denn deren Musiksammlung ist zum Großteil ohnehin bereits in digitaler Form vorhanden. Durch den SD-Karten-Einschub, eine USB-Schnittstelle, einen Line-In-Eingang und eine Bluetooth-Kopplung des aufpreispflichtigen Musiksystems gibt es für so vorbereitete Fabia-Fahrer genügend Möglichkeiten, die eigene Musik ins Auto zu bringen. Dennoch sollte Skoda möglicherweise noch einmal auf die Altersstruktur der Käufer schauen und überlegen, ob der Verzicht auf das Laufwerk nicht zu abschreckend ist.
Deutliche Kritik gibt es auch für die neuen Kopplungsmöglichkeiten mit dem Smartphone, die wir - wie Anfangs erwähnt - leider nicht ausprobieren könnten. Daher zur Erläuterung nur so viel: es werden zwei verschiedene Systeme angeboten. Das erste ermöglicht es, dass angezeigte Inhalte des Smartphones, beispielsweise die Darstellung der Navigationssoftware, auf das Display des Radios übertragen und dort angezeigt werden. Das funktioniert aktuell allerdings nur mit bestimmten Android-Smartphones, Nutzer eines iPhone müssen sich noch bis weit ins nächste Jahr gedulden, bis dies auch mit ihren Geräten möglich ist. Das zweite System erlaubt es, dass bestimmte Fahrzeuginformationen, wie der momentane Verbrauch, zur späteren Auswertung an eine App gesendet werden. Diese Apps gibt es aktuell nur für iOS von Apple, Nutzer von Android-Smartphones müssen sich bis weit ins nächste Jahr gedulden, bis dies auch auf ihren Geräten möglich ist. Und Nutzer von Windows Phone 8 oder 8.1 scheinen bei Skoda keine Rolle zu spielen, denn weder das sogenannte Mirror Link noch die erwähnten Apps sind für das Betriebssystem von Microsoft in Planung. Zusätzlich zum letzten Satz im vorherigen Absatz sollte bei Skoda darüber nachgedacht werden, ob die neue Technik nicht deutlich zu früh kommt. Wenn solche Systeme unbedingt eingeführt werden sollen, dann müssen sie auch von einem Großteil aller Smartphones unterstützt werden. Das ist derzeit nicht der Fall, weswegen zum Beispiel für die Navigation in den meisten Fällen weiterhin externe Geräte oder das Smartphone direkt genutzt werden müssen - sofern vorhanden. Ein Radio mit integriertem Navigationssystem wird nämlich nicht mehr angeboten.
Fazit: Der Fabia ist ein großartiges Auto geworden. Das Platzangebot wurde verbessert und optisch sieht er deutlich moderner aus als der Vorgänger. Die größten Fortschritte sind aber bei wirklich wichtigen Punkten gemacht worden, nämlich dem Fahrverhalten und hauptsächlich bei der Geräuschentwicklung. Dabei spielt der Fabia III ganz weit vorne mit. Die Verarbeitung ist, trotz der Einsparungen beim Instrumententräger, auf hohem Niveau. Die Sitze sind in immer kurven- und langstreckentauglich, mit den üblichen Vorteilen bei den Sportsitzen. Diese Qualitäten werden am besten mit einem einzigen Wort beschrieben, das in den Gesprächen unter den Testteilnehmern immer wieder gefallen ist: "erwachsen". Das ist nicht nur uns zu dem Auto eingefallen, sondern auch diversen anderen Teilnehmern, darunter jemandem, der privat in einem wesentlich höherwertigen Mercedes unterwegs ist. Fortschritte wurden auch in beim Verbrauch gemacht, zumindest auf dem Prüfstand. Wegen der kurvigen Strecke mit zahlreichen Steigungen und wenig freiem Verkehr kann keine Aussage getroffen werden, ob dies in der Realität auch so ist. Bei diversen "Kleinigkeiten" sollte Skoda aber wohl noch einmal ganz tief in sich gehen, und dann eventuell zum neuen Modelljahr ein paar Verbesserungen spendieren, so zum Beispiel bei den Fensterhebern für das Beifahrerfenster oder den Lüftungsdüsen. Und bei den Multimedia-Systemen würde ein alternatives Radio mit CD/DVD-Laufwerk und eingebautem Navigationssystem ganz sicher nicht schaden, sofern es zu einem halbwegs erschwinglichen Preis angeboten wird. Dennoch wird der Fabia seinen Weg gehen, und das auch völlig zurecht. In Deutschland aber wohl vor allem dann, wenn der neue Combi auf den Markt kommt - und das ist wird nicht mehr lange dauern, wie aus den "für gewöhnlich gut informierten Kreise" zu hören ist.
Bilder: Iván Pomposo mit Genehmigung von Skoda, Gunter Amonn