28.02.2017, 13:12 Uhr:
Bereits in diesem Jahr könnte es zu Fahrverboten in Stuttgart kommen, von denen Diesel betroffen sind, die die Abgasnorm Euro 6 nicht erfüllen. Weitere Städte und Regionen könnten diesem Beispiel folgen. Wer jetzt auf die Idee der Nachrüstung seines älteren Autos kommt, wird aber höchstwahrscheinlich enttäuscht werden
Die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg hat in der vergangenen Woche mögliche Fahrverbote in Teilen Stuttgarts beschlossen. Und das für zahlreiche Fahrzeuge, die über eine grüne Umweltplakette verfügen und damit eigentlich vor solchen Aussperrungen geschützt sein sollten. Zugelassen sollen nämlich - von Ausnahmen abgesehen - nur Diesel-Fahrzeuge, die Euro 6 erfüllen. Alle anderen Selbstzünder, von denen es im direkten Einzugsgebiet Stuttgarts rund 70.000 Stück geben soll, sind hingegen von einem Fahrverbot betroffen - darunter auch viele mit Euro 5.
Naheliegender Gedanke ist jetzt eine Nachbesserung bei der Abgasreinigung, um die höhere Schadstoffstufe zu erreichen. Das ist aber bei den allermeisten Fahrzeugen ausgeschlossen, wie jetzt der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Anfrage der Automobilwoche mitteilte: "Eine komplette Nachrüstung von Euro 5 auf Euro 6 wäre sehr komplex und würde umfangreiche und tiefe Eingriffe in die Motorsteuerung und Abgasanlage erfordern." Entsprechende Maßnahmen sind "technisch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden". Dabei geht es aber nicht nur um notwendige Änderungen am Abgasstrang und den Steuergeräten, sondern oftmals ganz simpel um ein Platzproblem. Schließlich benötigen der notwendige AdBlue-Tank sowie einige andere Bauteile ihren Raum und entsprechende Leitungen, was sich nachträglich nur schwer umsetzen lässt, wie ein Porsche-Sprecher bestätigt: "Eine Umrüstung ist schon vom baulichen Aufwand her nicht praktikabel".
Einzig bei BMW scheint man etwas aufgeschlossener zu sein. Hier wollte man nicht ausschließen, dass für einzelne Fahrzeugmodelle und -motoren "Nachrüstlösungen" geprüft werden könnten. Allerdings nimmt man in einer anderen Erklärung das Ergebnis dieser Prüfung eigentlich schon vorweg, denn solche nachträglichen Maßnahmen seien "auch bei hohem finanziellem Aufwand aufgrund bestehender Einschränkungen durch die Fahrzeugarchitektur grundsätzlich nicht umsetzbar". Man muss kein Prophet sein, dies als klare Absage an entsprechende Angebote zu sehen, die alleine aufgrund der Kosten ohnehin nicht nachgefragt werden. Und das gilt für alle Hersteller. Dabei ist auch unerheblich, ob es sich um einen Klein- oder Kompaktwagen mit wenig Platz, oder um eine große Limousine mit vergleichsweise viel Raum handelt - wirtschaftlich und praktikabel ist es in keinem Fall.
Update, 01.03.2017, 12:12 Uhr: Beim Autohersteller Mercedes hat man noch eine andere Problematik bei einem möglichen Umbau hingewiesen. Aufgrund der Änderungen sowie einer möglichen Neueinstufung bei Schadstoffklasse sei eine Neuzertifizierung der Fahrzeuge bei den Behörden notwendig, was natürlich weitere Kosten nach sich ziehen würde. Eine Umrüstung sei daher "in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll" und "für den Kunden keine praktikable Lösung und somit nicht zu empfehlen". Zu den möglichen Kosten machte Mercedes, wie alle anderen Hersteller, keine konkreten Angaben.
Dies haben aber andere nachgeholt und widersprechen damit auch grundsätzlichen Absagen einer Nachrüstung. So sollen im Rahmen des Umbaus eines VW Passat Materialkosten in Höhe von 850 Euro und Gesamtkosten in Höhe von circa 1.500 Euro ermittelt worden sein, wie Spiegel online berichtet. Andere Einschätzungen liegen um einiges höher und kommen, je nach Fahrzeug, auf Beträge von 2.000 bis 3.000 Euro. Inwieweit sich diese Aufwendungen jemals wieder amortisieren würden, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Doch immerhin könnte so mancher Euro-5-Diesel durch Nachrüstung einem Fahrverbot entgehen, und das könnte irgendwann unbezahlbar sein.
Update, 14.03.2017, 15:21 Uhr: Bei Volkswagen will man sich jetzt um Umrüstmöglichkeiten bemühen. Laut einem aktuellen Bericht der Branchenzeitung Automobilwoche kündigte VW-Chef Matthias Müller heute entsprechende Pläne an. Dabei will man aber offenbar nicht alleine vorgehen, denn laut Müller führt das Unternehmen wegen der Thematik Gespräche mit den Wettbewerbern. Ziel sei es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass auch Fahrzeuge nach Euro 5 die (aktuell noch theoretische) blaue Plakette erhalten und somit von Fahrverboten ausgenommen werden. Dafür müssen die betroffenen Autos die Abgasnorm Euro 6 erfüllen.
Das wäre für viele Diesel-Besitzer durchaus wichtig, denn neben Stuttgart wird ein Fahrverbot auch in anderen Städten und Gemeinden diskutiert. Welche das sind, kann in einem Update des oben verlinkten Artikels nachgelesen werden. Der Schwerpunkt liegt dabei im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, in dem besonders viele Orte unter erhöhten Feinstaubwerten leiden.
Update, 11.05.2017, 16:19 Uhr: Drohende Fahrverbote für ältere Diesel, die jüngst auch für Hamburg angekündigt wurden, scheinen Bewegung in das Thema Nachrüstung auf Euro 6 zu bringen. bei einem Treffen am gestrigen Abend in Stuttgart, an dem Autohersteller sowie Vertreter der Landesregierung und des Branchenverbandes VDA teilgenommen haben, wurden Wege zu einer möglichen Nachrüstung aufgezeigt. Im Prinzip wird eine Software-Lösung angestrebt, mit der zwar nicht ganz die Werte der Abgasnorm Euro 6 erreicht werden sollen, die aber eine deutliche Verbesserung von Euro 5 bringen soll. Doch auch eine deutlich teurere Umsetzung mit zusätzlicher Hardware steht zur Diskussion. Beim erstgenannten Weg wird mit Kosten im niedrigen dreistelligen Bereich gerechnet, die möglicherweise die Hersteller übernehmen.
Es zeichnet sich aber auch ein Haken beim Thema ab. Dieser betrifft die sogenannte Typengenehmigung, die die Zulassungsfähigkeit einzelner Modelle regelt. Diese könnte nämlich durch Umbauten erlöschen, weshalb eine erneute Genehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) notwendig sein könnte. Dem könnte aber durch eine gesetzliche Regelung entgangen werden, was allerdings eine bundesweit einheitliche Regelung voraussetzt. In dem Zusammenhang kommt auch die Blaue Plakette wieder ins Spiel, die allerdings vom Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt weiterhin abgelehnt wird. Zudem wird sich natürlich erst noch zeigen müssen, ob eine simple Umstellung der Software überhaupt signifikante Verbesserungen in allen Abgasbereichen mit sich bringt - und das, ohne dass Verbrauch und Verschleiß steigen, was zu einer massiven Ablehnung der Autobesitzer führen dürfte.
Meinung des Autors: Mit dem nachträglichen Einbau eines Partikelfilters konnte so mancher ungefilterte Diesel zumindest etwas sauberer gemacht werden. Doch inzwischen sind die Anforderungen an die Abgasreinigung deutlich komplexer, weswegen eine Umrüstung als Schutz vor einem Fahrverbot wohl ausscheidet.
Bereits in diesem Jahr könnte es zu Fahrverboten in Stuttgart kommen, von denen Diesel betroffen sind, die die Abgasnorm Euro 6 nicht erfüllen. Weitere Städte und Regionen könnten diesem Beispiel folgen. Wer jetzt auf die Idee der Nachrüstung seines älteren Autos kommt, wird aber höchstwahrscheinlich enttäuscht werden
Die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg hat in der vergangenen Woche mögliche Fahrverbote in Teilen Stuttgarts beschlossen. Und das für zahlreiche Fahrzeuge, die über eine grüne Umweltplakette verfügen und damit eigentlich vor solchen Aussperrungen geschützt sein sollten. Zugelassen sollen nämlich - von Ausnahmen abgesehen - nur Diesel-Fahrzeuge, die Euro 6 erfüllen. Alle anderen Selbstzünder, von denen es im direkten Einzugsgebiet Stuttgarts rund 70.000 Stück geben soll, sind hingegen von einem Fahrverbot betroffen - darunter auch viele mit Euro 5.
Naheliegender Gedanke ist jetzt eine Nachbesserung bei der Abgasreinigung, um die höhere Schadstoffstufe zu erreichen. Das ist aber bei den allermeisten Fahrzeugen ausgeschlossen, wie jetzt der Verband der Automobilindustrie (VDA) auf Anfrage der Automobilwoche mitteilte: "Eine komplette Nachrüstung von Euro 5 auf Euro 6 wäre sehr komplex und würde umfangreiche und tiefe Eingriffe in die Motorsteuerung und Abgasanlage erfordern." Entsprechende Maßnahmen sind "technisch sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden". Dabei geht es aber nicht nur um notwendige Änderungen am Abgasstrang und den Steuergeräten, sondern oftmals ganz simpel um ein Platzproblem. Schließlich benötigen der notwendige AdBlue-Tank sowie einige andere Bauteile ihren Raum und entsprechende Leitungen, was sich nachträglich nur schwer umsetzen lässt, wie ein Porsche-Sprecher bestätigt: "Eine Umrüstung ist schon vom baulichen Aufwand her nicht praktikabel".
Einzig bei BMW scheint man etwas aufgeschlossener zu sein. Hier wollte man nicht ausschließen, dass für einzelne Fahrzeugmodelle und -motoren "Nachrüstlösungen" geprüft werden könnten. Allerdings nimmt man in einer anderen Erklärung das Ergebnis dieser Prüfung eigentlich schon vorweg, denn solche nachträglichen Maßnahmen seien "auch bei hohem finanziellem Aufwand aufgrund bestehender Einschränkungen durch die Fahrzeugarchitektur grundsätzlich nicht umsetzbar". Man muss kein Prophet sein, dies als klare Absage an entsprechende Angebote zu sehen, die alleine aufgrund der Kosten ohnehin nicht nachgefragt werden. Und das gilt für alle Hersteller. Dabei ist auch unerheblich, ob es sich um einen Klein- oder Kompaktwagen mit wenig Platz, oder um eine große Limousine mit vergleichsweise viel Raum handelt - wirtschaftlich und praktikabel ist es in keinem Fall.
Update, 01.03.2017, 12:12 Uhr: Beim Autohersteller Mercedes hat man noch eine andere Problematik bei einem möglichen Umbau hingewiesen. Aufgrund der Änderungen sowie einer möglichen Neueinstufung bei Schadstoffklasse sei eine Neuzertifizierung der Fahrzeuge bei den Behörden notwendig, was natürlich weitere Kosten nach sich ziehen würde. Eine Umrüstung sei daher "in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht nicht sinnvoll" und "für den Kunden keine praktikable Lösung und somit nicht zu empfehlen". Zu den möglichen Kosten machte Mercedes, wie alle anderen Hersteller, keine konkreten Angaben.
Dies haben aber andere nachgeholt und widersprechen damit auch grundsätzlichen Absagen einer Nachrüstung. So sollen im Rahmen des Umbaus eines VW Passat Materialkosten in Höhe von 850 Euro und Gesamtkosten in Höhe von circa 1.500 Euro ermittelt worden sein, wie Spiegel online berichtet. Andere Einschätzungen liegen um einiges höher und kommen, je nach Fahrzeug, auf Beträge von 2.000 bis 3.000 Euro. Inwieweit sich diese Aufwendungen jemals wieder amortisieren würden, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Doch immerhin könnte so mancher Euro-5-Diesel durch Nachrüstung einem Fahrverbot entgehen, und das könnte irgendwann unbezahlbar sein.
Update, 14.03.2017, 15:21 Uhr: Bei Volkswagen will man sich jetzt um Umrüstmöglichkeiten bemühen. Laut einem aktuellen Bericht der Branchenzeitung Automobilwoche kündigte VW-Chef Matthias Müller heute entsprechende Pläne an. Dabei will man aber offenbar nicht alleine vorgehen, denn laut Müller führt das Unternehmen wegen der Thematik Gespräche mit den Wettbewerbern. Ziel sei es, die Voraussetzungen zu schaffen, dass auch Fahrzeuge nach Euro 5 die (aktuell noch theoretische) blaue Plakette erhalten und somit von Fahrverboten ausgenommen werden. Dafür müssen die betroffenen Autos die Abgasnorm Euro 6 erfüllen.
Das wäre für viele Diesel-Besitzer durchaus wichtig, denn neben Stuttgart wird ein Fahrverbot auch in anderen Städten und Gemeinden diskutiert. Welche das sind, kann in einem Update des oben verlinkten Artikels nachgelesen werden. Der Schwerpunkt liegt dabei im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen, in dem besonders viele Orte unter erhöhten Feinstaubwerten leiden.
Update, 11.05.2017, 16:19 Uhr: Drohende Fahrverbote für ältere Diesel, die jüngst auch für Hamburg angekündigt wurden, scheinen Bewegung in das Thema Nachrüstung auf Euro 6 zu bringen. bei einem Treffen am gestrigen Abend in Stuttgart, an dem Autohersteller sowie Vertreter der Landesregierung und des Branchenverbandes VDA teilgenommen haben, wurden Wege zu einer möglichen Nachrüstung aufgezeigt. Im Prinzip wird eine Software-Lösung angestrebt, mit der zwar nicht ganz die Werte der Abgasnorm Euro 6 erreicht werden sollen, die aber eine deutliche Verbesserung von Euro 5 bringen soll. Doch auch eine deutlich teurere Umsetzung mit zusätzlicher Hardware steht zur Diskussion. Beim erstgenannten Weg wird mit Kosten im niedrigen dreistelligen Bereich gerechnet, die möglicherweise die Hersteller übernehmen.
Es zeichnet sich aber auch ein Haken beim Thema ab. Dieser betrifft die sogenannte Typengenehmigung, die die Zulassungsfähigkeit einzelner Modelle regelt. Diese könnte nämlich durch Umbauten erlöschen, weshalb eine erneute Genehmigung durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) notwendig sein könnte. Dem könnte aber durch eine gesetzliche Regelung entgangen werden, was allerdings eine bundesweit einheitliche Regelung voraussetzt. In dem Zusammenhang kommt auch die Blaue Plakette wieder ins Spiel, die allerdings vom Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt weiterhin abgelehnt wird. Zudem wird sich natürlich erst noch zeigen müssen, ob eine simple Umstellung der Software überhaupt signifikante Verbesserungen in allen Abgasbereichen mit sich bringt - und das, ohne dass Verbrauch und Verschleiß steigen, was zu einer massiven Ablehnung der Autobesitzer führen dürfte.
Meinung des Autors: Mit dem nachträglichen Einbau eines Partikelfilters konnte so mancher ungefilterte Diesel zumindest etwas sauberer gemacht werden. Doch inzwischen sind die Anforderungen an die Abgasreinigung deutlich komplexer, weswegen eine Umrüstung als Schutz vor einem Fahrverbot wohl ausscheidet.